Dojo-Regeln und -Etikette der Karateabteilung im DJK Sportbund München Ost

Um einigen Unsicherheiten abzuhelfen, soll hier nochmals die Dojo-Etikette verfügbar gemacht werden. Ich möchte ausdrücklich betonen, dass sie nicht dazu dienen soll, eine paramilitärische “Zucht und Ordnung” zu propagieren. Ihr Sinn ist stattdessen, es möglich zu machen, unseren Kampfsport ohne Gefahr für die Gesundheit auszuüben und weiterhin eine Atmosphäre schaffen, in der konzentriert geübt und gelernt werden kann.

Auch wer lediglich breitensportlich orientiert ist, muss sich dieser Ordnung unterwerfen, weil unser – gefährlicher – Sport nur auf diese Weise verantwortungsbewusst ausgeübt werden kann. Es liegt in der Verantwortung jedes einzelnen, für seinen Partner ein guter Partner zu sein. Die Klasse eines Dojo wird nicht nur wesentlich von seiner Leitung und seinen Trainern bestimmt, es sind auch ganz entscheidend die Partner, die man für das Training vorfindet, die ein gutes Dojo ausmachen! Denkt daran, dass auch die fortgeschrittenen Schüler und die Trainer sich weiterentwickeln wollen!

Bitte reflektiert Euer Verhalten im Dojo und versucht immer, die nötige Atmosphäre von Ruhe, Konzentration und Vertrauen mit zu schaffen. Versucht auch stets, Euch immer noch weiter zu entwickeln. Es gibt Bereiche im Budo, die man anders nicht erreichen kann und ich persönlich bin der Meinung, dass diese Bereiche das eigentliche Budo ausmachen und sehr lohnend sind. Ich würde Euch gerne in diese Bereiche führen und sie zum Teil auch weiter mit Euch erkunden!

Andreas

Aus Gründen der Lesbarkeit wurde im Text die männliche Form gewählt, selbstverständlich bezieht sich der Text auf alle Geschlechter.

  1. Grundsätzliches

  • Der eigene Körper soll sauber und gepflegt sein, ebenso die Kleidung
    • Finger- und Zehennägel sind potenzielle Verletzungsrisiken, diese sind kurz zu halten, künstliche Fingernägel sind nicht akzeptabel.
    • Bitte bedenkt, dass wir manchmal auf Tuchfühlung arbeiten und nehmt Rücksicht auf Eure Partner!

 

  • Schmuck und Uhren sind beim Training nicht erlaubt
    • Nicht entfernbarer Schmuck (Piercing, etc.) ist durch geeignetes Sporttape abzukleben.

 

  • Im Training werden keine Schuhe getragen
    • Dies dient zur Vermeidung von Verletzungen und ist wichtig um ein Gefühl für den richtigen Stand zu entwickeln. Bei Verletzungen an den Füßen / Fußsohlen können bis zur Abheilung spezielle Kampfsportschuhe getragen werden, bitte sprecht das mit Eurem Trainer ab.

 

  1. Verhalten im Dojo

  • Wenn Ihr zu spät kommt:
    • Grundsätzlich gilt natürlich, dass man pünktlich zum Training zu erscheinen hat, und Verspätungen eine Ausnahme sein müssen (wenn Ihr in einer besonderen Situation seid, sprecht das mit Eurem Trainer ab)
    • Wenn sich die Gruppe bereits zum Angrüßen niedergekniet hat, betretet das Dojo nicht, da dies zu sehr stören würde. Wartet vor der Halle, bis das Angrüßen beendet ist.
    • Nachdem Ihr das Dojo verspätet betreten habt, meldet Euch beim Trainer an und wartet auf seine Anweisungen.
    • Bei Verspätungen stellt Ihr Euch grundsätzlich links an die Reihe; es ist grob unhöflich, sich irgendwo, wo man meint „hinzugehören“ in die Gruppe zu zwängen!

 

  • Der richtige Umgang miteinander (Geduld, Respekt, Wertschätzung, Rücksichtnahme)
    • Wir behandeln jeden so, wie wir selbst behandelt werden möchten.
    • Eine besondere Rolle im Training spielen die Senpai, die älteren Schüler. Es liegt in ihrer Verantwortung, den Trainer zu unterstützen, einerseits durch ihr gutes Beispiel, andererseits bei allzu groben Fehlern des Partners durch eine knappe, möglichst dezente Korrektur.
    • Die Gesundheit des Trainingspartners steht bei jeder Technik im Vordergrund.
    • Wir nehmen Rücksicht auf körperliche Einschränkungen des Trainingspartners.

 

  • Kommunikation während des Trainings
    • Das gesamte Training soll in einer ruhigen, konzentrierten Atmosphäre stattfinden können, die die Konzentration auf den eigenen Körper und auf den Partner erlaubt.
    • Während der einzelnen Übungen, in der Partnerübung und im Kumite wird nicht gesprochen. Wir versuchen, mit dem Partner auf eine Stufe der nonverbalen Kommunikation zu kommen und seine Körpersprache zu lesen, Sprechen verhindert diese wichtige Art der Kommunikation.
    • Zwischen den Übungen können Fragen zu den Techniken gestellt werden, es ist aber immer zu beachten, dass die Atmosphäre der Ruhe und Konzentration aufrecht erhalten bleiben muss.
    • Wir verlassen unsere Position im Dojo / während der Übungen nur in Rücksprache mit dem verantwortlichen Trainer.

 

  • Das Dojo während des Trainings nur nach Rückfrage verlassen
    • Wer das Training verlassen möchte, muss sich beim Trainer abmelden. Der Sinn ist, den Trainer nicht im Unklaren darüber zu lassen, was geschehen ist. Es könnte ja durchaus sein, dass man nach einer Verletzung Hilfe benötigen würde, ohne dies im ersten Schock selbst wahrzunehmen.
    • Wer sich verletzt, grüßt zunächst vom Partner ab (dem Partner muss absolut klar sein, dass die Übung abgebrochen wird, damit keine weiteren Unfälle passieren) und meldet sich danach beim Trainer. Der Trainer entscheidet dann über das weitere Vorgehen. Auch hier soll nicht wegen jeder Kleinigkeit die gesamte Konzentration durchbrochen werden, wir helfen also nur, wenn wir darum gebeten oder vom Trainer dazu aufgefordert werden.
  • Essen und Trinken sind im Dojo nicht erlaubt
    • Es wird im Dojo nicht gegessen, auch kein Kaugummi, Bonbon etc.
    • Trinkpausen werden vom Trainer festgelegt, damit der Trainingsablauf möglichst wenig gestört wird. Ihr werdet von modern ausgebildeten Trainern unterrichtet, die sich der Bedeutung eines ausreichenden Hydrierens bewusst sind und darauf achten werden.
  1. Dojoetikette

  • Grundsätzliches bei der Etikette
    • Gebt Euch Mühe, die Etikette mit Leben zu füllen! Hinter jedem Ritual, das wir im Dojo leben, steht ein Sinn; wenn Ihr diesen Sinn nicht verstanden habt, fragt Euren Trainer. Führt die Etikette mit Aufmerksamkeit aus, sonst wird sie sinnlos.

 

  • Gruß beim Betreten und Verlassen des Dojo
    • Grüßt beim Betreten und Verlassen des Dojo mit einer “Verbeugung im Stand”. Diese Verbeugung drückt nicht nur die Einstellung der Höflichkeit und des Respekts aus, die gegenüber dem Dojo (der Gemeinschaft der Mittrainierenden) herrschen sollte, sie markiert auch den Zeitpunkt, ab dem die Dojo-Etikette beachtet werden muss.
  • Das Angrüßen im Knien
    • Das Angrüßen im Knien, als kurze Sitzmeditation – mit dem Schließen der Augen – soll die Fokussierung auf das Training einleiten. Die Gedanken des bisherigen Tages sollen in den Hintergrund treten um den Kopf frei zu machen für neu zu lernendes. Die innere Rekapitulation des Erlernten beim Abgrüßen bildet den Abschluss des Trainings.
    • Nach dem Aufstellen in der Reihe gehen wir gemeinsam kurz nach dem Trainer in die Hocke, danach in den Kniesitz (Seiza), auch wieder gemeinsam kurz nach dem Trainer. In strengen Dojo wartet man immer auch, bis die ranghöheren Schüler sitzen, wir verzichten auf diese strenge Form der Etikette.
    • Auf das Kommando „Mokuzo“, das vom ranghöchsten Schüler gegeben wird, schließen wir die Augen und versuchen, Abstand vom Alltag zu gewinnen und ganz zu uns selbst zu finden. Auf das Kommando „Mokuzo Yame“ werden die Augen wieder geöffnet.
    • Bei einer ausführlichen Etikette erfolgt nun ein dreimaliger Gruß, wieder auf die Ansage des ranghöchsten Schülers:
      • Zunächst wird die Frontseite („Shomen“), an der sich normalerweise der Ahnenaltar befand, gegrüßt. Wo „Shomen“ ist, wird normalerweise vor dem Training festgelegt. Der älteste Schüler muss hier etwas achtsamer sein, um der Gruppe und dem Sensei das Hinwenden zur Front möglich zu machen. Nach der Ansage „Shomen ni“ („zur Frontseite“) wird eine Pause eingelegt, bis alle sich dort hingedreht haben. Danach erfolgt „Rei“ („Verbeugen“), mit der üblichen Verbeugung im Sitzen. Danach drehen sich alle sofort wieder zurück.
      • Danach wird der Lehrer („Sensei“, gesprochen „Sensee“) gegrüßt, auf das Kommando „Sensei ni rei“. Wird das Training von einem Farbgurt geleitet, grüßt man den älteren Schüler, wörtlich „Vorausgänger“ („Senpai “), auf das Kommando „Senpai ni rei“.
      • Zum Schluss werden die Partner („O-Tagai“) gegrüßt nach dem Kommando „O-Tagai ni rei“.
    • Nachdem der Trainer aufgestanden ist, gibt wieder der älteste Schüler die Ansage zum Aufstehen „Kiritsu“ („Aufstehen“)

 

  • Partnertraining
    • Partnertraining beginnt und endet mit einer “Verbeugung im Stand” zum Partner. Es muss einen Zeitpunkt geben, ab dem klar ist, dass man bereit ist, konzentriert mit diesem speziellen Partner zusammenzuarbeiten.
    • Achtet besonders darauf, dass Ihr Euch wirklich während des Angrüßens auf den Partner einstimmt; beim Partnertraining steht die gemeinsame Arbeit an einem Trainingsziel im Vordergrund, nicht mehr das individuelle Arbeiten!
    • Ab dem Kommando “Shizentai” bis zum Kommando “Yame” bleibt die Aufmerksamkeit (und damit auch der Blick) ungeteilt beim Partner.
    • Wenn der Trainer kurze Korrekturen anbringt, ist der Blick trotzdem nicht vom Partner abzuwenden. Nur auf diese Weise kann man sich wirklich voll auf seinen Partner einstimmen.

 

  1. Rund um das Training, Umgang mit Kritik

  • Wir üben, was der Trainer vorgegeben hat, nicht das was uns gefällt
    • Es versteht sich von selbst, dass den Anweisungen des Trainers, sofern sie nicht grob unethisch sind, Folge geleistet werden muss. Auch wenn sie im Moment eventuell eigenen Ansichten widersprechen!
    • Auf das starke Gewicht der Seniorität, wie es in Asien üblich ist, wo Ranghöheren grundsätzlich nicht widersprochen wird, legen wir keinen Wert. Aber: Kritik und Diskussionen gehören nicht in die Trainingszeit, sondern in die Zeit danach. Unsere Trainer werden ein offenes Ohr haben und im Rahmen des Möglichen auf Wünsche eingehen.
    • Wenn Ihr eine gravierende Meinungsverschiedenheit mit dem Trainer nicht beilegen könnt, wendet Euch an den sportlichen Leiter, den Abteilungsleiter oder, wenn Ihr unter 18 seid, an den Jugendsprecher.
    • Wie in jedem anderen Verein ist es aber letztlich die Verantwortung der Abteilungsleitung, die Trainer zu bestimmen; und es ist die Verantwortung der Trainer, am Ende zu entscheiden, was im Training getan wird.
    • Wenn Ihr körperliche Einschränkungen habt oder Euch bestimmte Übungen psychisch zu sehr belasten, redet mit Eurem Trainer! Das betrifft sowohl vorübergehende als auch dauerhafte Einschränkungen.

 

  • Sei strebsam und engagiert
    • Kommunikation ist alles – wer aus privaten oder beruflichen Gründen nicht zum Training kommen kann, sollte die Möglichkeit nutzen sich abzumelden; Anruf, Mail oder Textnachricht genügen völlig.
    • Wer in der Prüfungsvorbereitung unvorhergesehen nicht kommen kann muss sich abmelden, schließlich wird in dieser Phase das Training auf diesen Personenkreis individuell abgestimmt.

Ohne Höflichkeit geht die Essenz des Karate Do verloren

(Gichin Funakoshi)